Geht nicht, gibt´s nicht: Influencer Marketing im deutschen Wahlkampf

Häufig wird Influencer Marketing mit Produkten aus den Bereichen Lifestyle, Fashion und Beauty verbunden. Doch auch außerhalb der Konsumgüterbranche eignet sich die Integrierung von Meinungsmachern – so auch für die anstehende Bundestagswahl am 24. September 2017.

Schaut man sich den Verlauf der Wahlbeteiligung in den letzten Jahren an, so zeigt sich, dass immer weniger Deutsche ihre Stimme abgeben. Vor allem die Wahlberechtigten im Alter zwischen 18 und 30 Jahren mieden 2013 den Weg ins Wahlbüro, dabei machten sie einen Gesamtwert von 15,4 % der deutschen Bevölkerung aus.

Influencer Marketing als wichtiges Werbeinstrument im Wahlkampf

Keineswegs sind die jungen Nichtwähler demokratiefeindlich. Oftmals fühlen sie sich nur nicht richtig über das Thema belehrt. Typische Medien zur politischen Aufklärung haben ein Nachwuchsproblem. Während sich 12 % über das Fernsehen informieren, greifen lediglich 7 % zu Printmedien, wie  der Tageszeitung. Das diese klassischen Medien weniger verwendet werden, kann darauf zurückgeführt werden, dass keinerlei Beziehung zwischen der Altersgruppe und den Personen, die TV und Print mit Informationen füllen, besteht und häufig im Fachjargon gesprochen wird.

Erst vor kurzem wurde im Social Media Atlas veröffentlicht, dass über 90 % der Deutschen im Alter von 19 bis 30 Jahren Social Media Angebote nutzen und auch die Beeinflussbarkeit von Entscheidungen durch Influencer immer mehr zunimmt. Mit welcher Maßnahme lässt sich die jüngere Zielgruppe also besser erreichen, als mit Influencer Marketing?

Die Meinungsmacher pflegen ein ganz besonderes Verhältnis zu ihrer Community. Sie teilen ihre persönlichen Erfahrungen und Gedanken in ihrer eigenen Sprache, ohne großartig Fremdwörter zu verwenden und erlangen somit hohe Authentizität. Zudem ermöglicht Social Media einen Austausch zwischen Community und Influencer, wodurch dieser nahbarer wird, als ein Fernsehmoderator und eine virtuelle freundschafähnliche Beziehung aufgebaut wird.

Laut der aktuellsten Nielsen-Studie zum Thema „Vertrauen in Werbung weltweit“ zählen 78 % der deutschen in erster Linie auf die persönliche Empfehlungen eines Vertrauten. Der Vorteil von Influencer Marketing im Wahlkampf liegt also darin, dass es dem Influencer aufgrund seiner persönlichen Beziehung zur Community möglich ist, diese für das Thema zu sensibilisieren.

Wie kann Influencer Marketing im Wahlkampf aussehen?

Schon bei der us-amerikanischen Präsidentschaftswahl wurde Influencer Marketing betrieben. Die Einbeziehung von Meinungsmachern ist dabei unterschiedlich ausgefallen. Während Hilary Clinton bei ihren Marketingaktivitäten vor allem auf die Unterstützung weiblicher Prominenz, wie Beyonce oder Katy Perry zurück gegriffen hat, verhalfen Familie und weitere Vertreter der republikanischen Partei Donald Trump dabei, in den sozialen Medien an Aufmerksamkeit zu gewinnen. Zudem war und ist er noch immer selbst sehr aktiv im sozialen Netz.

Auch eine deutsche Wahlkampfs-Kampagne kann unterschiedlich ausfallen, je nachdem welche Ziele primär erreicht werden sollen. Betrachtet man die aktuelle politische Lage, hinsichtlich der hohen Rate an jungen Nichtwählern, so ist es weniger sinnvoll Meinungsmacher zu aktivieren, die sich einer Partei zuordnen. Zwar genießen wir hierzulande das Recht der Meinungsfreiheit, dennoch ist die öffentliche politische Stellungnahme für viele ein sensibles Thema, zu dem sich selten geäußert wird. Daher empfiehlt es sich, eine Kampagne zu entwickeln, die aufklärend und auffordernd zugleich ist.

Ein gutes Beispiel für Influencer Marketing im Wahlkampf ist das Projekt „DeineWahl“ von Studio71, bei dem vier unterschiedlichen YouTubern die Möglichkeit gegeben wurde, die Kanzlerin zu interviewen. Vorab sammelten sie innerhalb ihrer Community Themen, bei denen noch Aufklärungsbedarf besteht und fassten diese zu Fragen zusammen, die sie Frau Merkel in dem jeweils zehnminütigen Interview stellen konnten. Übertragen wurde das Gespräch altersgerecht in einem Live-Stream über YouTube – dort wo die Zielgruppe sich aufhält.

Um weiterhin vielen jungen Wählern das Thema Politik attraktiv und einfach erscheinen zu lassen, können auch Maßnahmen ergriffen werden, bei der die Kanzlerin nicht unbedingt Rede und Antwort stehen muss. Eine Instagram-Kampagne mit Bewegtbild eignet sich auch hervorragend dafür, die Community auf die anstehende Wahl aufmerksam zu machen. Auch für politische Angelegenheiten lassen sich passende Influencer finden, die vielleicht sogar auch aus eigenem Interesse daran interessiert sind, potentielle Wähler zeitgemäß über Social Media anzusprechen. Nur so kann der Austausch über Politik auf Augenhöhe gefördert werden.

Lesen Sie auch den Gastbeitrag von unserem Geschäftsführer Björn Wenzel in der HORIZONT – viel Spaß.