Mitte Februar ging ein Ruck durch die Medien: Miquela Sousa, oder lilmiquela, wie sie sich auf Instagram nennt, ist als erste virtuelle Influencerin in der Werbewelt angekommen. Dabei ist Miquela ein 3D-Modell – und gar nicht real! Trotzdem ist sie so erfolgreich, dass selbst das ZDF über sie berichtet.

Was sind virtuelle Influencer überhaupt?

Virtuelle Influencer sind Meinungsmacher und Community Builder, die sich in ihren Social Media Beiträgen nicht als reale Personen präsentieren, sondern bspw. als realitätsnahe 3D-Figuren gemodelt wurden. Genau so werden sie auch in die Beiträge eingebettet.

Instagram-Foto-Beispiel: https://www.instagram.com/p/Bi3oKNflmzG/?hl=de&taken-by=lilmiquela

Die Person hinter dem Hype

Hinter den virtuellen Influencern stecken selbstredend reale, lebendige Menschen, die Creators, mit ganz eigenen Wünschen, Träumen und Gedanken. Sie können, müssen aber nicht selbst den von ihnen erdachten Figuren entsprechen. Miquela soll laut ihrer Schöpferin, die sich selbst eher als Künstlerin sieht, ganz für sich stehen, wenn sie mit realen Menschen posiert oder politische Statements gibt (so unter anderem zur Bewegung „Black Lives Matter“). lilmiquela hat ihre ganz eigene Geschichte: die 19-jährige mit brasilianisch-spanischen Wurzeln wohnt in LA und postet auf Instagram ihren „Alltag“, ob beim Model-Job oder mit Freunden. Über 740.000 Follower konnte sie bereits gewinnen, pro Monat kommen mehrere zehntausende Follows hinzu. Kein Wunder also, dass sie inzwischen PR Samples von Marken wie Chanel, Balenciaga und Vans erhält und diese entsprechend präsentiert – laut Aussage der Schöpferin bisher unentgeltlich (mehr im BOF-Interview). Einen Versuch als Popsängerin wagte Miquela auch. Ihr Song „Not mine“ wurde auf Spotify bereits über 1,3 Mio. Mal gehört. Die wahre Stimme hinter dem Song ist unbekannt.

Instagram-Foto-Beispiel: https://www.instagram.com/p/BejVaj1l74e/?hl=de&taken-by=lilmiquela

Warum virtuelle Influencer Erfolg haben

Warum ist lilmiquela so erfolgreich? Natürlich ist ihre Form des Social Media Postings etwas vollkommen Neues für die bisherige Instagram-Welt. Und neue Dinge erregen immer Aufmerksamkeit. Außerdem umgeht Miquela beinahe das Uncanny Valley, einige ihrer Follower können sie in ihren Beiträgen schon nicht mehr von realen Menschen unterscheiden. Das geübte Auge erkennt allerdings bereits auf dem ersten Blick ein 3D-Modell anstelle einer echten Person. Ihre Follower können sich mit Miquela identifizieren, sie ist kein simples Modell oder eine reine KI, die sich im Aufbau befindet. Hinter Miquela steht ein atmender Mensch, der sie mit ihrer Community agieren lässt.

Dass virtuelle Persönlichkeiten erfolgreich sind, gibt es nicht erst seit gestern. 2007 wurde in Japan ein so genannter Vocaloid namens Hatsune Miku von der Firma Crypton Future Media offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt. Jeder, der die Vocaloid-Software besitzt, kann Songs für die entwickelten Vocaloids erstellen. Das heißt: Die Fans komponieren Songs und lassen ihn von der „Stimme“ Hatsune Mikus oder eines anderen Vocaloid singen. Die Software selbst wurde von Yamaha entwickelt, 50 verschiedene Stimm-Variationen können bisher erworben werden. Entstanden sind bereits hunderttausende Lieder. Hatsune Miku gibt indes Konzerte, auch in Übersee. Sie trat sogar im Vorprogramm von Lady Gaga auf und Mikus Fans zahlen bis zu 150 $ für eine Karte, um das Hologramm des virtuellen Idols auf der Bühne performen zu sehen.

Im Grunde kann jede Person, jedes Tier, jeder Gegenstand oder virtuelles Objekt Erfolg haben – solang sich andere Menschen mit ihnen oder den Aussagen ihrer Postings identifizieren können oder sie besonders interessant finden.

Facebook-Video: Hatsune Miku Expo 2018 USA & Mexiko

Als nicht-reale Person Geld mit Influencer Marketing verdienen – geht das überhaupt?

Wie die Fälle Miquela und Hatsune Miku zeigen, können virtuelle Influencer durchaus Geld mit Influencer Marketing verdienen. Miquela soll in Zukunft für Modeljobs gebucht werden können und plant erste große Kooperationen abseits der PR Samples. Hatsune Miku gibt echte Konzerte, besitzt eigenes Merchandise und Crypton Future Media verdient durchaus gutes Geld mit ihrer Ikone.

Wir sind gespannt, wie sich der Hype entwickelt und ob in Zukunft auch europäische virtuelle Influencer entstehen werden. 

 

Quellen

„SÄNGERIN HATSUNE MIKU : Die gibt es doch gar nicht!“, Ana Maria Michel, 03.01.2016 – zum Artikel

„DIESE INFLUENCERIN IST EIN 3D-MODELL UND TROTZDEM EXTREM ERFOLGREICH“, Martin Gardt, 13.02.2018 – zum Artikel

„Sie hat 600.000 Follower, ist aber gar kein Mensch“, Rahel Zingg, 23.02.2018 – zum Artikel

„Digitale Kunstfigur – Der Instagram-Star, den es nicht gibt“, Alfred Krüger, 24.02.2018 – zum Artikel