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#VCshort - Recap

#VCshort - Recap | Lucky Shareman

Spannende Einblicke in den Panel-Talk "Alcohol, Sugar & Rock'n'Roll: Wer trägt die Verantwortung im Influencer-Marketing?"!

In der aufstrebenden Welt des Influencer-Marketings ist eines klar geworden: Verantwortung ist von entscheidender Bedeutung - besonders in Bezug auf Kooperationen, die zucker- oder alkoholhaltige Produkte bewerben. Aber wer genau trägt die Verantwortung? Die Influencer:innen? Die Kund:innen? Der Gesetzgeber?

Bei unserer #VCshort, die in Form einer fesselnden Panel-Diskussion stattfand, haben wir uns genau dieser Frage gewidmet. In unserem vorherigen Blogbeitrag haben wir bereits die aktuellen Regeln und das neue Influencer:innen-Gesetz thematisiert. Im Panel-Talk sind wir tiefer in die Debatte eingetaucht und haben die Rollen und Verantwortlichkeiten verschiedener Akteur:innen in dieser komplexen Angelegenheit beleuchtet.

Wir haben führende Expert:innen und Meinungsführer:innen aus der Branche eingeladen, darunter Natalie Frieb, Owner of Frieb Social und Beraterin für Social Media und Influencer-Marketing, Lucas Holczinger, Gründer und Geschäftsführer der Holczinger Media GmbH und Dozent für Influencer-Marketing, und Julia Pfeiffer, Geschäftsführerin des Creator:innen-Managements YuandMi GmbH.

In diesem Blogbeitrag heben wir die Schlüsselpunkte aus unserer Diskussion hervor und betrachten die Verantwortung jedes Akteurs bei der Schaffung eines sicheren Umfelds für Kooperationen mit zucker- und alkoholhaltigen Produkten genauer.

 

Sind die aktuell bestehenden Regeln und Gesetze ausreichend?

Die erste Frage in unserer Panel-Diskussion lautet: Sind die aktuell bestehenden Gesetze und Regeln ausreichend, um die Integrität und die Gesundheit unserer Zielgruppen zu schützen?  

Lucas erklärt, dass es auf die Zielgruppe des Creators/der Creatorin ankommt und dass insbesondere mehr auf das Alter geachtet werden sollte, da jüngere Zielgruppen deutlich schutzbedürftiger seien. Regierungen sollten unter anderem dafür sorgen, dass Disclaimern genügend Beachtung geschenkt wird.

Julia weist darauf hin, wie wichtiges ist, den Einfluss von Kooperationen auf die Community der Influencer:innen zu berücksichtigen, da Jugendliche sich oft an ihren Vorbildern orientieren. Gerade dann sei es super wichtig, dass man auch im Influencer-Marketing einen guten Grundstein legt.

Sie betont die Bedeutung von Werten, sowohl für das Creator:innen-Management als auch für die Talents selbst, und dass Kooperationspartner:innen ausgewählt werden sollten, deren Werte mit den eigenen übereinstimmen.

 

Es gibt  Raum fürVerbesserungen. Insbesondere die Berücksichtigung des Alters und die gezielte Ausrichtung von Werbung auf bestimmte Zielgruppen erfordern möglicherweise eine stärkere Prüfung und Anpassung der gesetzlichen Vorschriften.

  

Ist Werbung für Alkohol moralisch vertretbar?

 Die Diskussion über Ethik und Moral führt zu der Frage, ob es vertretbar ist, Werbung für Produkte zu machen, die nachweislich den Konsument:innen schaden können.

Julia betont, dass jede:r Influencer:in seine/ihre eigenen moralischen Wertvorstellungen hat und für seine/ihre Werte einstehen sollte.

Lucas argumentiert, dass es darauf ankommt, wie die Werbung gestaltet wird, und dass eine verantwortungsbewusste Werbung für alkoholische Getränke mit dem Ansatz "Trinken in Maßen" und Aufklärung durchaus akzeptabel sein kann. Als viel problematischer sieht er Content zu alkoholischen Getränken außerhalb von Werbung, wie etwa Party-Videos, in denen Alkohol konsumiert wird. Zu Kooperationen mit alkoholischen Produkten sagt er: „Wenn es mit dem Wertekodex übereinstimmt, wenn es mit der Marke und der Agentur einen guten Ansatz gibt, dann sehe ich keinen Grund, warum man diese Werbung nicht machen sollte, wenn es (Alkoholkonsum auf Social Media) sowieso in anderer Form da ist.“

Natalie weist darauf hin, dass auch das Wording der Werbung eine entscheidende Rolle spielt. Die Formulierung "nur 20% Alkohol“ könnte beispielsweise problematisch sein.

  

Die Diskussion über die moralische Vertretbarkeit von Werbung für Alkohol bringt unterschiedliche Sichtweisen hervor. Die Betonung liegt auf der Gestaltung der Werbung und der Einbettung in einen ethischen Kontext. Wenn Werbung für Alkohol mit Verantwortung und Aufklärung einhergeht, kann sie akzeptabel sein. Dieser fordert jedoch ein genaues Abwägen und das Bewusstsein für die potenziellen Auswirkungen auf die Community. 

 

Worauf muss geachtet werden?

Die Frage, wie man vorgehen sollte, führt zu Überlegungen über rechtliche Rahmenbedingungen und die Rolle von Marken und Agenturen. Es wird betont, dass nicht nur darauf geachtet werden sollte, dass rechtlich alles in Ordnung ist, sondern auch Wert auf eine gute Ausführung gelegt werden muss. Hierbei spielen Agenturen und Marken eine entscheidende Rolle. Sie müssen dem/der Creator:in die Dos und Don’ts mitgeben.

Entscheidend ist außerdem die Sensibilität des Creators/der Creatorin für seine/ihre Community. Ein Konzept kann bei dem/der einen Creator:in super funktionieren, während es bei einem/einer anderen Creator:in in totaler Reinfall ist. Konzepte sollten also individuell auf die Communities der Creator:innen angepasst werden.

Ein sorgfältig geprüftes Briefing, das Einbetten von Disclaimern sowie das richtige Wording werden ebenfalls als wichtige Maßnahmen genannt.

Die praktischen Maßnahmen, die ergriffen werden können, um verantwortungsvolle Kooperationen sicherzustellen, sind vielfältig. Von sorgfältig ausgewählten Influencer:innen bis hin zu klaren Richtlinien, detaillierten Briefings und sensibler Beratung durch Agenturen und Marken gibt es zahlreiche Schritte, die unternommen werden können.

 

Beim wem liegt die Verantwortung?

Auch die Verantwortung der Influencer:innen und die Macht ihrer Worte werden diskutiert. Julia betont, dass Influencer:innen sich bewusst sein sollten, wofür sie Werbung machen wollen. Sie sieht die Verantwortung ganz klar auf der Seite der Creator:innen und deren Managements.

Aber auch die Marke und wir als Influencer-Marketing-Agentur tragen Verantwortung. Somit liegt die Verantwortung  bei allen Beteiligten.

Natalie argumentiert, die Verantwortung sei ein Gesamtkonstrukt aus Kund:innen, Managements, Influencer:innen und Agenturen. Sie betont, dass alle an einem Strang ziehen und sicherstellen müssen, dass Briefings sorgfältig geprüft werden.

Auch Lucas sieht alle als verantwortlich. „Jeder in dieser Kette trägt Verantwortung. Das fängt beim Gesetzgeber an.“

Wie können wir Minderjährige von dieser Werbung ausschließen?

Schließlich wird die Frage aufgeworfen, wie Minderjährige ausgeschlossen werden können. Laut Natalie sollten bei jüngeren Zielgruppen auch Eltern darauf achten, was ihre Kinder konsumieren, und Aufklärung in Schulen sollte verstärkt werden.

Sie weist gleichzeitig darauf hin, dass Altersgrenzen auf Social Media schwer zu überprüfen sind, aber Netzwerke stärker kontrollieren sollten: „Hinsichtlich des Alters darf auf jeden Fall noch mehr Prüfung erfolgen."

Lucas betont, dass solange das Thema Anonymität nicht geklärt ist, es schwierig ist, Werbung nur an Erwachsene auszuspielen.

 

Die Herausforderung, Minderjährige von dieser Art von Werbung auszuschließen, bleibt komplex. Altersgrenzen und Kontrollen sind wichtige Aspekte, aber auch Eltern, Schulen und soziale Netzwerke tragen Verantwortung, um sicherzustellen, dass junge Menschen angemessen geschützt sind.

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Verantwortung im Influencer-Marketing nicht auf eine einzelne Partei abgewälzt werden kann. Es erfordert eine gemeinsame Anstrengung von Gesetzgebern, Social-Media-Plattformen, Unternehmen/Marken, Künstler:innenmanagements, Agenturen und Influencer:innen, um ein sicheres und verantwortungsbewusstes Umfeld zu schaffen. Die Sensibilität für die Community und die individuellen Werte sind dabei von entscheidender Bedeutung. Nur durch eine koordinierte und ethisch orientierte Zusammenarbeit können wir sicherstellen, dass die Botschaften, die durch Influencer:innen verbreitet werden, die Interessen und die Gesundheit der Zielgruppen respektieren.

"Jeder in dieser Kette trägt Verantwortung. Das fängt beim Gesetzgeber an."

Lucas Holczinger